Tell Ostermundigen
Mitwirkung Tellareal (Zone mit Planungspflicht ZPP Nr. 39)

Mitwirkung Tellareal (Zone mit Planungspflicht ZPP Nr. 39)

Die EVP Ostermundigen nimmt zur vorgesehenen Zonenplan- und Baureglements-Änderung «Tell» wie folgt Stellung:

Allgemeines 

Es sollte allen bei der Planung Beteiligten bewusst sein, dass die Gemeinde hier eines der letzten wirklich entwicklungsfähigen Areale umgestalten will. Es gilt, die Bedürfnisse betreffs Infrastruktur der Gemeinde zu eruieren und darauf zu achten, dass keine Gelegenheiten verpasst werden. 

Spontan fallen uns folgende Infrastruktur-Mankos ein: 

  • Ein Mehrzweck-Gemeindesaal mit Küche, Besucherparkplätzen und Parkplätzen für die Anlieferung von Waren und Geräten. 
  • Langzeit-Parkiermöglichkeiten für Besucher/innen, die in den betreffenden Überbauungen keinen Parkplatz finden. 
  • Schattige, grüne öffentliche Begegnungsorte, an denen man sich auch an heissen Tagen aufhalten mag. 

Es gab schon verschiedentlich Visionen fürs Tell-Areal. Von einem Hotel war einmal die Rede und einer unterirdischen öffentlichen Parkgarage. Das Hotel steht heute auf dem Bären-Areal, eine Parkgarage, in der Besucher/innen gegen Bezahlung länger ihr Auto parkieren könnten als es in der blauen Zone möglich ist, gibt es nicht. Das führt dazu, dass auf Besucherparkplätzen in Wohnüberbauungen oft Leute parkieren, die dazu nicht berechtigt wären. An Feiertagen wie Weihnachten, Neujahr, Ostern und wenn Konfirmationen oder Geburtstage gefeiert werden, finden selbst BesucherInnen von auswärts, die ein Anrecht hätten, oft keinen Parkplatz, was zu «wildem» Parkieren führt. 

Die EVP ist eine Partei, der ökologische Anliegen wichtig sind. Wir wissen aber auch, dass man den motorisierten Individual-Verkehr nicht gänzlich ausschalten kann. Es ist deshalb wichtig, die E-Mobilität zu unterstützen und Ladestationen für Elektro-Fahrzeuge anzubieten.

Zwar sehen wir ein, dass eine Sanierung des «Tell» nicht zukunftsfähig wäre, da die Terrasse und der Zugang zum Gebäude durch das Tramprojekt nicht mehr nutzbar wären. Hingegen verliert die Bevölkerung durch den Abriss des Gebäudes einen wichtigen Begegnungsort, der dringend ersetzt werden muss. Eine Nutzung der Säle und Bühnen der Kirchgemeinden wird dazu nicht genügen und wahrscheinlich nicht auf Dauer möglich sein, denn die Kirchen benützen diese ja hauptsächlich für eigene Zwecke. Ob ein Ersatz auf dem «Alpenrösli-Areal» je realisiert wird, steht in den Sternen, zumal es dort offenbar Probleme mit Altlasten gibt. 

Einladende Begegnungsorte sind wichtig. Mit dem «Dorfplatz» beim Bäretower hat es, jedenfalls bisher, nicht geklappt. Wenn es wenigstens Stühle gäbe wie auf dem Bundesplatz! Die Tell-Terasse wird schmerzlich vermisst werden. Zudem verliert das Ortsmuseum seinen Stammplatz. 

Der Abschied vom «Tell» und dem Bauernhaus am Wegmühlegässli fällt nicht leicht.

 

Zum Erläuterungsbericht 

1. Einleitung 

Projektperimeter 

«Auf den Einbezug der Parzellen Nrn. 2530 und 3911, die gemäss RES ebenfalls Teil der zentralen Baustelle 1 sind, wird aufgrund divergierender Grundeigentümerabsichten verzichtet.» 

Wie gross ist das Risiko, dass die Eigentümer/innen dieser Parzellen durch Einsprachen das Projekt verzögern/gefährden könnten? Es wäre wohl sinnvoll, mit ihnen im Gespräch zu bleiben. 

 

2. Regelungen in der ZPP 

2.1 Planungszweck 

Es soll ein Quartier entstehen «mit hoher Dichte schwergewichtig für eine qualitativ hochstehende Wohnnutzung». Identitätsstiftende Freiräume sollen Begegnungen ermöglichen. 

Die EVP hat sich bereits mehrmals positiv zu einer höheren Dichte im Bereich der Bernstrasse ausgesprochen. Ebenfalls hat sie darauf hingewiesen, dass es in Ostermundigen an bezahlbarem Wohnraum fehlt. Wir befürchten, dass ein Quartier für ausschliesslich Gutsituierte entstehen könnte, die sich gegen eine öffentliche Nutzung der «identitätsstiftenden Freiräume» zur Wehr setzen werden, resp. dass die Freiräume innerhalb der Überbauung von Anfang an nicht für die Öffentlichkeit gedacht sind. 

Ein Minimum an bezahlbarem Wohnraum sollte auch hier vorgegeben sein. 

2.2 Art der Nutzung 

«Publikums- und kundenorientierte» Nutzungen werden erwähnt. Gastronomie, «ein neuer Tell», mit Aussenplatz unter Bäumen für die Durchschnittsbevölkerung wäre sicher hochwillkommen, auch ein Café, hingegen an Salons herrscht kein weiterer Bedarf. In Ostermundigen wimmelt es bereits von Coiffeur- und Kosmetiksalons, die das Ortsbild nicht eigentlich verschönern. Wir begrüssen es sehr, dass der Detailhandel ausgeschlossen wird und der Einzelhandel bevorzugt wird. 

2.3. Mass der Nutzung 

Hier möchten wir wieder einmal darauf hinweisen, dass auf fabrikähnliche Dachaufbauten (Lüftungsrohre etc.) möglichst verzichtet werden sollte. Sie verunstalten das Ortsbild. 

2.4 Gestaltungsgrundsätze 

Positiv ist es, dass auch im dicht überbauten Areal, Begegnungszonen geplant sind und dass die Planer die sich verändernde Klimasituation berücksichtigen (einheimische, dem Klima angepasste Bepflanzung, keine unnötig versiegelte Flächen, Vermeidung von Hitzeinseln etc.).

Zum qualitätssichernden Verfahren: 

An der Orientierung vom 16. Januar dieses Jahres hiess es, es werde ein Architekturwettbewerb durchgeführt. Wir finden, dieser sei zwingend und den beiden weiteren zitierten Verfahren vorzuziehen. Bevor aufgrund der Vorgaben echte Pläne vorliegen ist es übrigens nicht leicht, sich ein Bild von der neuen Situation zu machen. 

Es werden unterschiedliche Grundeigentümerinteressen innerhalb der neuen ZPP erwähnt. Wie bringt man diese in der Gesamtplanung (Ortsbild) unter einen Hut? 

2.5 Erschliessung 

Wir stellen uns die Verkehrssituation als eine grosse Herausforderung vor. Besondere Beachtung sollten die Fussgänger/innen erhalten, sie werden überall be- und verdrängt durch rollenden Verkehr, selbst auf den Trottoirs. 

Bezüglich der Parkplätze teilen wir die Auffassung, dass eine autoarme Siedlung anzustreben ist. Das gesetzliche Minimum an Parkplatz pro Wohnung dürfte evtl. unterschritten werden. Die Bewohner/innen haben praktisch vor der Haustür Anschluss an den öffentlichen Verkehr. Wer trotzdem ein Auto besitzt, muss einen Einstellhallenplatz mieten und das Auto dort abstellen und keinesfalls auf einem Besucherparkplatz. Denn, dass für Besucher/innen, Service- und Lieferdienste sowie Spitexpersonal etc. genügend Plätze zur Verfügung stehen, ist zentral (siehe Bemerkungen unter Allgemeines!) 

Zu einer autoarmen Siedlung gehören zwingend genügend Veloabstellplätze. Für Bewohner/innen sind Innenplätze vorzuziehen, eigentliche Veloräume. Sie schützen vor Diebstahl und Witterungsschäden. Autos erhalten schliesslich auch einen geschützten Innenraum. 

Energie 

  • Wir weisen darauf hin, dass die Auswahl an Fotovoltaik-Elementen für Fassaden heute sehr gross ist (siehe Testwand im Bernapark!). Auch die Qualität ist gestiegen, ein Architekt hat damit wunderbare Gestaltungsmöglichkeiten. 
  • Als Laien verstehen wir folgenden Satz nicht ganz: «Es wird vorgegeben, den kantonalen Grenzwert der gewichteten Gesamtenergieeffizienz für Neubauten um 10% zu unterschreiten.» Was bedeutet hier Unterschreitung, ist diese ökologischer als die Vorgabe? 

     

3. Kommunale Rahmenbedingungen 

Im Leitsatz 2 wird das Tell-Areal als zentraler Ort bezeichnet. Das zeigt die Wichtigkeit dieses Standorts und weist auf die hohe Verantwortung im Umgang mit diesem so bedeutenden Entwicklungsareal hin. Wir schätzen den Einbezug der Bevölkerung durch Informationsveran-staltungen und Berichte. 

Laut Leitsatz 5 kann eine Unterschreitung sogar noch unterschritten werden. Für uns wirkt damit der Ausdruck Unterschreitung erst recht beirrend. 

Zum Leitsatz 6: Dadurch, dass immer wieder von Nachbarschaften die Rede ist, wird für uns nicht klar, wie weit, die ganze Bevölkerung Ostermundigens von den Begegnungsräumen - Frei- und Aussenräumen - profitieren kann. Sind sie evtl. nur den Quartierbewohner/innen vorbehalten? 

 

4. Übergeordnete Rahmenbedingungen 

4.4 Altlasten 

Wenn wir es richtig verstehen, ist auf dem Tell-Areal keine Totalsanierung geplant. Ist es klug, auf eine nachhaltige Lösung zu verzichten? Was sind die Gründe, die Folgen? 

Wir sehen, dass auch das Alpenrösli-Areal belastet ist. Was heisst das für die zukünftige Entwicklung? Wäre dort ein Mehrzweckgebäude, ein Gemeindesaal überhaupt möglich? 

Wie sieht es mit der Verantwortung der Verursacher aus? Ist alles verjährt? Könnte man evtl. um einen freiwilligen Beitrag an die Sanierung ersuchen? 

 

5. Auswirkungen der Planung 

5.1 Haushälterische Bodennutzung 

Wir finden noch keine Hinweise zu den Wohnungsgrössen. Es fehlen stets 5 1/2-Zimmer-Wohnungen und grösser für Familien. 

5.2 Schutz des Ortsbildes 

Ein Architekturwettbewerb unter dieser Auflage ist gefordert! 

5.3 Verkehr 

Eventuelle Senkung der Parkplatzzahl dank eines Mobilitätskonzepts für Bewohner/innen ja, aber unbedingt genügend Plätze für Besucher/innen und Serviceleute. Wo könnte die Gemeinde Möglichkeiten schaffen für kostenpflichtige Langzeitparkierung? Ob wir es wollen oder nicht, es werden nie alle Besucher/innen mit dem ÖV anreisen. Bitte bei dieser und künftigen Planungen berücksichtigen! 

5.6 Klima 

Die EVP unterstützt alle Punkte voll und ganz, auch die Analyse zu Tageslichteinfall und Schattenwurf. 

5.7 Biodiversität 

Auch hier haben die Planer die volle Unterstützung der EVP.

 

Mitwirkung Baureglements-Änderung 

Die vorgeschlagenen Änderungen für die ZPP Nr. 39 «Tell» scheinen uns nachvollziehbar und sinnvoll. 

Zum Thema Energie haben wir allerdings noch Fragen. Sie haben eine Prioritätenliste erstellt: 

1. Erdenergie 

2. Grundwasser 

3. Umgebungswärme für Heizung und Warmwasseraufbereitung. 

Wäre evtl. bei 3. auch Fernwärme möglich? 

«Die gewichtete Gesamtenergieeffizienz von Neubauten muss den kantonal vorgegebenen Grenzwert um 10 % unterschreiten.» Diesen Satz verstehen wir als Laien nicht. Wir würden eine Effizienz-STEIGERUNG als positiv verstehen und unterstützen, ergo eine ÜBERschreitung des Grenzwerts? Auch eine Lektüre zum GEAK hat uns nicht weitergeholfen. Woher kommt die Prozentbezeichnung? 

 

Zu guter Letzt 

Wir haben nichts zum Thema Lohnschutz etc. gelesen. Es muss garantiert werden, dass diejenigen, die an der Verwirklichung des Geplanten beteiligt sind (vor allem die Bauarbeiter/innen), anständig behandelt und entlöhnt werden. Wer trägt die Verantwortung? 

 

Wir sind gespannt auf die konkretisierten Pläne und danken für die Möglichkeiten der Mitwirkung. 

Freundliche Grüsse 

EVP Ostermundigen 

Der Vorstand