Ja zur Pflegeinitiative

Ja zur Pflegeinitiative

Haben wir in der Schweiz ein Gesundheitssystem oder ein Krankheitssystem? Oder vielleicht müssten wir sagen, unser Gesundheitssystem ist erkrankt.

Im gesamten Gesundheitswesen wird das Pflegepersonal stark herausgefordert. Das merke ich, wenn ich mit Berufskolleg*innen spreche, ich mich in meinem privaten Umfeld unterhalte und an mir selbst. Die Erwartungen sind hoch. Warum?

Die Situationen der Menschen, die wir in der Langzeitpflege betreuen, sind in den letzten Jahren stetig komplexer geworden. Zum einen könnte man sagen, dass diese Veränderung  die Langzeitpflege aufwertet, zum anderen sind dadurch die Anforderungen an die Pflegepersonen stark angestiegen. Der Fachkräftemangel ist in jeder Institution bereits jetzt stark spürbar, und laut Berechnungen der GSI (Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion) wird dieser in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Das sind Faktoren, die den Druck für die anwesenden Pflegepersonen bedeutend ansteigen liessen.

Pflegende nehme ich persönlich als stille Kämpfer*innen wahr. Wenn eine Person vom Pflegeteam ausfällt, wird notwendigerweise ein weiterer Dienst übernommen oder eine bis zwei Stunden länger gearbeitet, als der Dienstplan vorgab. Kurzfristig kann das gut ausgehalten werden. Wenn das längerfristig andauert, wird die Arbeitssituation unbefriedigend. Dadurch steigt die Fluktuationsrate.

„Über 40% der Pflegenden verlassen den Beruf frühzeitig, ein Drittel von ihnen ist jünger als 35 Jahre.“ (Krankenpflege SBK; Heft Nr. 10, 2021. Seite 12) Das hat in den letzten Jahren zugenommen. Und leider auch, dass Pflegepersonen dem steigenden Druck nicht standhalten können und einen längerfristigen Arbeitsausfall erleiden.

Die Pandemie hat Mängel im ganzen Gesundheitswesen deutlich aufgezeigt. Wir wollen nicht jammern, denn nun haben wir die Möglichkeit erhalten zu handeln und das will ich unbedingt: Deshalb bitte ich Sie um ein „JA zur Pflegeinitiative“.

Aus meiner Sicht ist die Pflegeinitiative eine gute Lösung, damit unser Gesundheitssystem wieder gesunden kann. Der Gegenvorschlag ist meiner Meinung nach nicht ausreichend, weil die Bereiche der Nachhaltigkeit nicht enthalten sind.

Ich bedanke mich bei Ihnen für den Applaus, den wir Pflegende erhalten haben. Diese wertschätzende Geste ist bei mir sehr gut angekommen. Und natürlich bin ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns am 28.11.2021 mit einem JA weiter unterstützen!

 

Anita Lüthi-Gertsch

Fachexpertin Pflege

Dipl. Pflegefachfrau HF

Gerontologin